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So langsam müssen auch Kritiker anerkennen, dass diese Dortmunder Spieler irgendeinen Wesenszug in sich tragen, die ein Kollektiv echter Champions entstehen ließ. Der Tabellenfünfte der Bundesliga steht nach einem 1:0-Sieg bei Paris St Germain durch ein Tor von Mats Hummels tatsächlich im Finale der Champions League, und nach vier Halbzeiten gegen das Starensemble von der Seine steht ein verblüffendes Fazit: In der Schlussphase hatten sie Glück, aber insgesamt waren sie schlicht die bessere Mannschaft in diesem Halbfinal-Duell.

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Am Ende hatten sie eine Abwehrschlacht gewonnen, die sie mit genau der Elf begonnen hatten, die erwartet worden war. PSG-Trainer Luis Enrique hatte hingegen eine entscheidende Änderung an seiner Pariser Mannschaft vorgenommen: Kylian Mpappé spielte nicht wie noch im Hinspiel im Sturmzentrum, sondern auf seiner Lieblingsposition auf dem rechten Flügel gegen Julian Ryerson und Jadon Sancho.

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Das sah zunächst nach einem „Mismatch“ aus, einem ungleichen Duell, doch auch gegen diese Formation fanden die Dortmunder sehr gute Lösungen. Sie verteidigten aufmerksam, halfen sich gegenseitig, wie es nicht anders zu erwarten war in so einem riesengroßen Spiel. Überraschend war jedoch, wie gut das funktionierte und wie viele gute Spielaufbausituationen Dortmund schuf. Das schwache Pressing von PSG ließ viel Raum für eigene Spielzüge durchs Mittelfeld, die heftigen Angriffswellen der Franzosen, die ja einen Rückstand aus dem Hinspiel aufholen mussten, entwickelten vor der Pause erstaunlich wenig Kraft.

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Einen Schreckmoment vor der Pause gab es lediglich, als ein abgefälschter Schuss von Fabian am Dortmunder Tor vorbei flog, aber gemessen an der individuellen Offensivqualität von PSG war eher wenig los im Dortmunder Strafraum. Vielleicht litt die Mannschaft von Luis Enrique ja tatsächlich unter dem Druck, der auf dem gesamten Klub lastet.

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„Das Projekt PSG ist von Anfang an aufgebaut worden, um genau diesen Titel zu gewinnen, das ist ihre Mission“, hatte Terzic vor der Partie gesagt. Weil das jedoch weder mit Neymar, noch mit Lionel Messi gelungen ist und mit Kylian Mbappé im Sommer ein weiterer Weltstar den Klub verlassen wird, wird gerne von einer „letzten Chance“ gesprochen, die nun verstrichen ist.

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Der Mann des Abend: Mats Hummels (Mitte)
The man of the night: Mats Hummels (center)dpa

Borussia Dortmund war gleichwertig, und hatte auch die größte Möglichkeit der ersten Hälfte, als Karim Adeyemi am Ende eines langen Sprints mit Ball am Fuß durch die Hälfte von PSG aus guter Position aber leicht bedrängt am Pariser Torhüter Gianluigi Donnarumma scheiterte. Der BVB befand sich nach drei Halbzeiten auf dem besten Weg Geschichte zu schreiben und erinnerte tatsächlich ein wenig an die Dortmunder Champions League-Sieger von 1997.

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Latte und Pfosten auf Dortmunder Seite

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Zuletzt wurde ja oft an das rein deutsche Finale von 2013 zurückgedacht, weil der FC Bayern im anderen Halbfinale gegen Real Madrid spielt. Größere Ähnlichkeiten hat die laufende K.o.-Phase jedoch mit dem Wettbewerb von 1997, wo die Dortmunder das Halbfinalhinspiel als klarer Außenseiter mit 1:0 gegen Manchester United gewonnen hatten und sich dann im Rückspiel durchsetzen, weil sie brillant verteidigten.

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So sah auch diese Partie aus, wobei es schon einen Makel gab in der ersten Halbzeit. Es gab immer wieder viel Platz für eigene Angriffe, Julian Brandt, Adeyemi, Sabitzer und Sancho hatten mehrfach Raum und anspielbare Mitspieler in der Nähe des gegnerischen Strafraums, waren aber nicht konsequent, nicht zielstrebig genug.

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Das hätte sich beinahe gerächt, als Warren Zaire-Emery kurz nach der Pause den Außenpfosten traf (47.), was die Dortmunder aber mit der bestmöglichen Antwort konterten: einem Tor, das Mats Hummels nach einem Eckball von Brandt köpfte (50.). Aber ganz so einfach, wie mancher Optimist nun meinen konnte, lässt sich so ein Halbfinale in diesem Wettbewerb doch nicht nach Hause schaukeln.

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Der große Außenseiter im Finale

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Nach einer Stunde begannen die Pariser, sich immer ernsthafter zu wehren, Goncalo Ramos kam aus guter Position zum Abschluss (60.), Nuno Gomez setzte einen Fernschuss an den Pfosten (61.). Der Druck wurde immer größer, aber die Dortmunder warfen sich in jeden Zweikampf, sie litten und hatten schließlich auch das nötige Glück, als Mbappé (86.) und Kang In Lee (88.) die Latte trafen.

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Damit führt diese wundersame Reise der Dortmunder tatsächlich bis ins Finale, das der BVB als einer der rätselhaftesten Endspielteilnehmer bestreiten wird, die der Wettbewerb hervorbrachte, seit er nicht mehr Europapokal der Landesmeister, sondern Champions League heißt. In vielen Phasen der Saison waren Form und Zustand der Mannschaft labil, in der Bundesliga wird das Team so schlecht abscheiden wie seit neun Jahren nicht mehr.

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Bundestrainer Julian Nagelsmann fand zuletzt nur noch einen Dortmunder Spieler gut genug für die Nationalmannschaft: Niclas Füllkrug, der als alternder Stürmer zum ersten Mal überhaupt in der Champions League spielte. Und dennoch steht der Revierklub nun zum dritten Mal in seiner Geschichte in diesem größten Endspiel, das ein Verein erreichen kann. Auch dort werden sie Außenseiter sein, aber irgendwie würde es zu dieser erstaunlichen Saison passen, wenn ihnen jetzt tatsächlich auch noch der ganz große Coup gelingt.

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