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Brasiliens früherer Frauenfußball-Nationaltrainer Kleiton Lima ist von seiner mutmaßlich übergriffigen Vergangenheit wieder eingeholt worden. Als Konsequenz aus ligaweiten Protesten gegen seine Wiedereinstellung beim brasilianischen Frauen-Erstligaklub FC Santos erklärte der 49-Jährige nur wenige Tage nach seinem Comeback abermals seinen Rücktritt. Der Heimatverein von Brasiliens Fußball-Ikone Pelé teilte am Montag in einer Erklärung mit, dass Lima „eine persönliche Entscheidung“ getroffen habe, um „seine Familie, seine Integrität und den Verein zu schützen“.

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Limas Rückkehr zur Frauen-Mannschaft von Santos trotz vorheriger Vorwürfe der sexuellen Belästigung und des Missbrauchs durch 19 Spielerinnen hatte landesweit eine Welle der Empörung ausgelöst. Seit Freitag protestierten Spielerinnen aus der ganzen Liga unter dem Motto „Sie werden uns nicht zum Schweigen bringen!“ gegen Limas Rückkehr. Vor den Meisterschaftsspielen in Brasiliens höchster Frauen-Liga verdeckten Spielerinnen mehrerer Mannschaften ihre Münder und Ohren als Zeichen des Protestes gegen Lima. Andere Teams posierten symbolisch für die Anzahl der mutmaßlichen Opfer von Limas Übergriffen komplett in Trikots mit der Rückennummer 19.

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Untersuchung aus Mangel an Beweisen eingestellt

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Brasilianische Medien hatten im vergangenen September berichtet, dass es gegen Lima 19 anonyme Anschuldigungen wegen Mobbing und Belästigung gibt. Daraufhin wurde er beurlaubt, ehe er am 2. April wieder eingestellt wurde. Zuvor war eine Ende vergangenen Jahres eingeleitete Untersuchung aus Mangel an Beweisen ergebnislos eingestellt worden, obwohl Spielerinnen Belege für ihre Aussagen übergeben hatten. Auch Lima bestreitet die Vorwürfe. Seit seiner Rückkehr habe er wegen „der im vergangenen Jahr erhobenen Anschuldigungen“ in den letzten Tagen sogar „Morddrohungen“ erhalten, hieß es in der Mitteilung weiter.

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Mobbing, Diskriminierung und sexuelle Belästigung sind im brasilianischen Frauenfußball ein großes Problem. In einer anonymen Umfrage von „ge.globo.com“ berichteten 209 Spielerinnen aus den ersten drei Ligen über Fehlverhalten bis hin zu Übergriffen durch Vereinsfunktionäre und Trainer.

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In Santos war Lima mit mehreren Unterbrechungen seit 1999 tätig. Außer die nationalen Meisterschaften 2007 und 2009 gewann Lima mit den Santos-Frauen auch zweimal das Champions-League-Pendant Copa Libertadores (2009 und 2010).

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Mehr Sensibilität für den Schutz von Frauen

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Sein abermaliger Abgang dürfte für Brasiliens erfolgreichsten Frauen-Trainer voraussichtlich das Ende seiner Laufbahn als Coach bedeuten. 2011 hatte der frühere Mittelfeldspieler die Brasilianerinnen bei der WM-Endrunde in Deutschland bis ins Viertelfinale geführt, nachdem seine Mannschaft ein Jahr zuvor die Südamerikameisterschaft gewonnen hatte.

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In Brasilien haben die Fälle der wegen Vergewaltigungen zu Haftstrafen verurteilten ehemaligen Nationalspieler Dani Alves und Robinho in den vergangenen Wochen gesamtgesellschaftlich zu mehr Sensibilität für den Schutz von Frauen vor sexuellen Gewalt durch Männer geführt. Vor diesem Hintergrund distanzierten sich die Männer-Nationalmannschaft ebenso wie der nationale Verband CBF nach langem Schweigen auch öffentlich von ihren früheren Stars.

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