Noch ist die lange Regenzeit in Ostafrika nicht vorüber. Die bisherige Bilanz jedoch ist verheerend. Allein in Kenia ist die Zahl der in den Fluten ums Leben gekommenden Menschen auf mindestens 179 gestiegen. 90 Menschen werden vermisst, teilte am Mittwoch ein Regierungssprecher in der Hauptstadt Nairobi mit. Schon am Dienstag war von mehr als 300 Toten in Kenia, Tansania, Burundi und Uganda die Rede. Für die nächsten Tage erwarten Meteorologen weiterhin starke Regenfälle.
In Kenia sind wichtige Transportstraßen unterbrochen. Knapp 200.000 Menschen sind durch die Fluten obdachlos geworden, weil ihre Häuser durch die Fluten zerstört wurden. Schüler müssen ihre Ferien um eine Woche verlängern, auch weil viele Zuflucht in Schulen gesucht haben. Die kenianische Regierung rief alle Betroffenen an Flüssen und Dämmen auf, ihre Häuser und Wohnungen bis Mittwochabend zu verlassen.
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Anwohner in Nairobi schildern der F.A.Z. derweil, dass es in den seit mehreren Wochen andauernden Regenfällen große lokale Unterschiede gegeben habe. In der kenianischen Hauptstadt standen zeitweise Stadtteile unter Wasser standen, in anderen zeitweise fiel kaum ein Regentropfen. Besonders hart getroffen wurden Bewohner von Slums, die nah am Wasser liegen. In den Elendsvierteln von Mathare, Korogocho und Kibera leben Hunderttausende Menschen, die in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten aus wirtschaftlichen Gründen in die Stadt zogen. Dort haben sie ihre Läden geschlossen. Berichtet wird, dass immer wieder fällt der Strom in der ostafrikanischen Metropole ausfalle.
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Suche nach Touristen
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Auch Touristen sind von den Überflutungen betroffen. Das Kenianische Rote Kreuz berichtete, derzeit dauere die Suche nach Touristen an, die möglicherweise nach Überflutungen in ihren Unterkünften in der Falle säßen. Bisher seien mehr als 60 Menschen in Sicherheit gebracht worden, einige durch Rettungsteams in Booten. In einigen Camps seien die Zelte weggerissen worden. Auch eine Brücke über den Mara-Fluss sei von den Fluten mitgerissen worden. Tourismusminister Alfred Mutua rief am Mittwoch Hotel- und Campbetreiber in den Nationalparks und Naturschutzgebieten auf, Pläne für eine Evakuierung von Urlaubern und deren Transport in Sicherheit zu entwickeln.
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Für einige Safari-Urlauber in der Maasai Mara kam diese Warnung zu spät: In der Nacht zu Mittwoch war der Talek River über die Ufer getreten. Nach Angaben örtlicher Behörden wurde das Gelände mehrerer Camps und Lodges in Flussnähe überflutet. Die Verwaltung des Bezirks Narok teilte am Mittwoch mit, zwei Hubschrauber stünden bereit, um notfalls gefährdete Touristen und Mitarbeiter der Camps in Sicherheit zu fliegen. „Wir wurden nachts um halb zwei evakuiert“, berichtete die deutsche Urlauberin Heike Schönfeld über ihre Erlebnisse. Durch knöcheltiefes Wasser seien sie zunächst zu einem höher gelegenen Nachbarcamp gelaufen, doch nach etwa eineinhalb Stunden mit sieben anderen Touristen zum höchstgelegenen Punkt des Geländes gebracht worden – zwischen zwei reißenden Flüssen und bei strömendem Regen. Die Koffer mussten zurückgelassen werden, nur mit durchnässtem Handgepäck seien sie nun gestrandet. An Safari sei nicht zu denken, schildert Schönfeld. „Aber im Moment sind wir froh, in Sicherheit zu sein.“