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Das iranische Staatsfernsehen gab sich am Freitagmorgen alle Mühe, den mutmaßlichen israelischen Gegenschlag aus der Nacht herunterzuspielen. Es zeigte Livebilder aus der Stadt Isfahan, auf denen ein zentraler Verkehrskreisel und das Wasser im oft trockenen Zayandeh-Fluß gezeigt wurden. Das sollte heißen: Alles in bester Ordnung. Der Sprecher des Nationalen Cyberspace-Zentrums Hossein Dalirian höhnte, Israel habe den iranischen Angriff vom Sonntag mit drei kleinen Drohnen beantwortet. Dazu postete er auf der Plattform X zwei Tränen lachende Emojis.

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Aus Isfahan im Zentrum des Landes waren am frühen Morgen mehrere Explosionen gemeldet worden. Die Zeitung „New York Times“ zitierte iranische Quellen mit der Aussage, ein Luftwaffenstützpunkt in der Nähe der Stadt sei angegriffen und getroffen worden. Von offizieller Seite wurde dies bestritten. Ein Armeesprecher in Isfahan sagte, bei dem „Vorfall“ sei kein Schaden entstanden. Die Explosionsgeräusche seien durch den Abschuss verdächtiger Flugobjekte verursacht worden. Auch aus Täbris im Nordwesten des Landes wurde der Abschuss von „kleinen Multicoptern“ gemeldet.

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Der Name Isfahan ließ aufhorchen. Dort befindet sich Irans größtes Atomforschungszentrum, in dem Tausende Ingenieure beschäftigt sind. Seit Februar wird dort ein neuer Forschungsreaktor gebaut. In Täbris befindet sich eine unterirdische Raketenbasis. Offenbar wollte Israel mit seinem eher symbolischen Angriff die Botschaft senden, dass es Irans militärische Anlagen genau im Blick habe. Unmittelbar nach den ersten Meldungen über die Explosionen verkündeten Staatsmedien, dass die Nuklearanlagen unversehrt seien. Dies wurde später von der Internationalen Atomenergiebhörde auf X bestätigt.

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Irans Führung mimt Normalität

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Der Einsatz kleiner Drohnen lässt vermuten, dass diese von iranischem Territorium aus gestartet wurden. Das könnte ein Fingerzeig Israels auf die eigenen Fähigkeiten sein, in Iran Geheimdienstoperationen durchzuführen, wie es das schon öfter getan hat. So hatte es etwa 2021 eine Explosion in der Urananreicherungsanlage in Natanz gegeben, die das interne Stromnetz der Anlage zerstörte.

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Nach dem massiven iranischen Angriff auf Israel am Sonntag mit mehr als 300 Raketen, bewaffneten Drohnen und Marschflugkörpern hatte Iran sich auf den erwarteten Gegenschlag vorbereitet. Die Luftwaffe war in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden. Ranghohe Offiziere der Revolutionswächter waren aus Syrien abgezogen worden. Zugleich hatte Iran Israel für den Fall eines Gegenschlags mit Vergeltung gedroht. Präsident Ebrahim Raisi sagte, „die kleinste Handlung gegen iranische Interessen wird definitiv durch eine harsche, extensive und schmerzhafte Reaktion gegen alle Täter beantwortet“.

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Am Freitag schien Iran jedoch zunächst darauf bedacht, Normalität zu mimen. Offenbar wollte die Führung in Teheran sich zumindest vorerst nicht selbst unter Zugzwang für einen weiteren Vergeltungsschlag setzen. Rund zwei Stunden, nachdem die Flughäfen von Teheran und Isfahan gesperrt worden waren, wurden alle Beschränkungen wieder aufgehoben. Dementiert wurden außerdem Berichte über eine Sondersitzung des Obersten Nationalen Sicherheitsrats.

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Unklar blieb, inwieweit die Drohnen nur der Auftakt für eine weitergehende Militäraktion waren. Israel kommentierte die Vorfälle zunächst nicht. Amerikanische Medien berichteten, die Vereinigten Staaten seien nicht an den Maßnahmen beteiligt gewesen, aber im Voraus darüber informiert worden.