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Kylian Mbappé schloss die Augen und atmete durch. Der Schmerz des Scheiterns schien den berühmtesten Fußballprofi Frankreichs zu peinigen, dem spätestens in diesem Moment bewusst geworden sein dürfte, dass er im Trikot von Paris Saint-Germain den Champions-League-Pokal wohl nicht mehr in die Luft recken wird. Und während die Fans die Niederlage auf den Rängen noch verdauten, ging Mbappé, der mit einem Wechsel zum spanischen Rekodmeister Real Madrid in Verbindung gebracht wird, hart mit sich selbst ins Gericht.

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„Ich bin derjenige, der Tore schießen muss. Wenn ich treffe, nehme ich das Rampenlicht an, wenn ich nicht treffe, akzeptiere ich auch den Schatten“, sagte der 25-Jährige nach dem 0:1 (0:0) im Halbfinal-Rückspiel gegen Borussia Dortmund. Verloren. Schon wieder. Das Aus wirkt wie eine Zäsur im Millionenspiel des Klubs, der mit dem Geld aus Qatar einst Mbappé (180 Millionen Euro) oder auch Neymar (222 Millionen) mit dem klaren Ziel kaufte, diese eine Trophäe zu gewinnen.

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„Das Ende seines Traums“, titelte L’Equipe passend, wobei sich Mbappé diesen Traum irgendwann wohl im weißen Trikot Madrids erfüllen könnte. Nur nicht in Paris. Dort herrscht im Mai 2024 pure Ernüchterung. „Er soll zu Real gehen“, schimpfte ein Fan beim Verlassen des Prinzenparks: „Er soll mit großem Vergnügen gehen.“

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„Wenn du gut bist, triffst du nicht den Pfosten“

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Selbst über das Thema sprechen wollte Mbappé nicht. Von einem Journalisten wurde der französische Nationalstürmer gefragt, ob er im anderen Halbfinale nun Real Madrid oder Bayern München die Daumen drücken würde. Mbappé schaute daraufhin genervt auf, presste die Lippen zusammen und entschwand dann von den Mikrofonen und dem Bild der TV-Kameras.

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Dabei hätte der Weltmeister von 2018 das Drehbuch seines bevorstehenden Abschieds selbst vom Drama zur Heldensage umschreiben können. Doch kurz vor Schluss prallte sein Schuss ans Aluminium, wie es PSG viermal an diesem Tag passieren sollte und schon zweimal beim 0:1 im Hinspiel in Dortmund geschehen war. „Wenn du gut bist, triffst du nicht den Pfosten, sondern machst ihn rein, wir waren da nicht gut genug“, lautete Mbappés Urteil.

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Und so geht es nicht am 1. Juni zum Finale nach Wembley, nicht mit dem Henkelpott bei der Siegerparade über die Champs Élysées. Die Ära Mbappé bei PSG, die 2017 begonnen hatte, droht unspektakulär zu enden. Mehr noch: Nachdem das Durchsickern seines Real-Wechsels bereits in den Vorwochen für Unruhe gesorgt hatte und Trainer Luis Enrique ihn in der Liga merklich weniger einsetzte, hat sein Ansehen in Paris auf den letzten Metern Kratzer bekommen.

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Was bleibt? Meister der Ligue 1 ist PSG schon, am 25. Mai steht gegen Olympique Lyon das nationale Pokalfinale an. Klubpräsident Nasser Al-Khelaifi („Ich bin stolz“) versuchte, die Enttäuschung herunterzuspielen: „Wir haben das Halbfinale dreimal in fünf Jahren erreicht. Natürlich ist es nicht unser Ziel, dass dann dort Schluss ist, wir wollen weiter.“

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Mit diesem Auftrag war Enrique, der in Paris dem Vernhemen nach ebenfalls sehr gut bezahlt wird, vor der Saison geholt worden. Am Dienstag versuchte er, das Scheitern seiner Mannschaft zu moderieren: „Als ich gekommen bin, war das Ziel, so gut es geht um jede Trophäe mitzuspielen. Wenn die Saison vorbei ist, nach dem Pokalfinale, werden wir sehen, was wir erreicht haben.“

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Zumindest auf internationaler Ebene bleibt für PSG noch deutlich Luft nach oben. Seit dem Qatar-Einstieg 2011 reichte es nur 2020 beim Corona-Turnier in Portugal für das Finale, das PSG dann gegen den FC Bayern, für den es an diesem Mittwoch (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League und bei DAZN) gegen Real Madrid wieder um den Einzug ins Endspiel geht, verlor. In der kommenden Saison wird das Team einen neuen Anlauf nehmen, dann voraussichtlich ohne seinen Stürmer Mbappé.

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