Zwei Wochen vor einer Neuwahl sind in Frankreich Hunderttausende Menschen bei landesweiten Demonstrationen gegen einen Rechtsruck auf die Straße gegangen. In Paris und anderen Großstädten und Orten folgten Menschen am Samstag Aufrufen der Gewerkschaften und anderer Organisationen zum Protest gegen die rechtsnationale Partei Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen, die bei der kurzfristig angesetzten Parlamentswahl möglicherweise in Regierungsverantwortung gelangen könnte.

Polizeiangaben zufolge nahmen am Samstag im ganzen Land rund 250.000 Menschen an den Kundgebungen in zahlreichen Städten teil. Die Veranstalter sprachen von rund 640.000 Demonstranten. Allein in Paris versammelten sich laut Angaben der Polizei 75.000 Demonstranten, dort sprachen die Veranstalter von 250.000 Teilnehmern.

„Nie wieder“

„Entweder es ist die extreme Rechte, oder es sind wir“, sagte die Fraktionschefin von Frankreichs Linkspartei, Mathilde Panot, an der Spitze des Pariser Demonstrationszugs mit Blick auf die Parlamentswahl. Wie Panot hatten sich zahlreiche weitere Spitzenpolitiker der linken Parteien, die am Vortag ein Linksbündnis für die Wahl vorgestellt hatten, in den Demonstrationszug in der Hauptstadt eingereiht. „Man muss nicht RN wählen, um Frankreich zu lieben“ und auch „Nie wieder“ stand auf Transparenten von Demonstranten in Marseille. „Gegen die braune Pest, Pflastersteine an die Urne“ hieß es auf einem Banner in Paris.

Am Rande mehrerer Protestzüge kam es zu vereinzelten Sachbeschädigungen und Konfrontationen von Demonstranten mit der Polizei, wie Medien berichteten. Auch am Sonntag soll demonstriert werden.

Ex-Präsident Hollande kandidiert für Parlament

Frankreichs Ex-Präsident François Hollande (69) kündigte zudem am Samstag an, bei der anstehenden Parlamentswahl als Abgeordneter zu kandidieren. „Noch nie war die extreme Rechte so nah an der Macht. In unserem Land herrscht politische Verwirrung“, teilte der Sozialist mit. Angesichts dieser ernsten Lage habe er beschlossen, im Rahmen des neuen Linksbündnis Le nouveau Front populaire im Departement Corrèze in Südwestfrankreich zu kandidieren. Hollande war von 2012 bis 2017 französischer Staatschef.

Ex-Präsident Francois Hollande verkündet am Samtag in einer Pressekonferenz seine erneute Kandidatur.
Former President Francois Hollande announced his re-candidacy in a press conference on Saturday.AFP

In response to the defeat of his liberal forces in the European elections and the landslide victory of the right-wing nationalists, President Emmanuel Macron surprisingly dissolved the National Assembly last Sunday and announced new elections for June 30 and July 7.

The RN's strong performance in the European elections cannot automatically be transferred to the parliamentary elections, as France has a majority voting system. The representative of a constituency who receives the most votes in the second round of the runoff election is elected to parliament.