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Während Teile des Saarlandes noch mit steigenden Pegeln kämpfen, ist in Kleinblittersdorf der Höchststand wohl schon erreicht. Bundeskanzler Olaf Scholz traf am Mittag in dem Ort nahe Saarbrücken ein, um sich gemeinsam mit Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (beide SPD) ein Bild der Lage zu machen. In Gummistiefeln lief Scholz über eine überschwemmte Straße, um mit Betroffenen zu sprechen.

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Scholz sagte anschließend vor Journalisten, gerade stehe die akute Hilfe im Vordergrund. Wenn die unmittelbare Not- und Gefahrenlage zurückgegangen sei, werde es darum gehen, dass man miteinander verabrede, was zu tun sei, um denjenigen, die in Not geraten seien, zu helfen. „Wir haben da eine gute Praxis der Solidarität“, sagte der Kanzler. Er lobte die gute Zusammenarbeit zwischen Land und Bund, die Bundespolizei hatte Unterstützung geleistet. Ministerpräsidentin Rehlinger lobte die „Tatkraft und das Herzblut“ der vielen privaten Helfer.

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„Leider ist das ja hier nicht das erste Mal, dass wir eine große Naturkatastrophe zu bewältigen haben und deshalb werden wir natürlich schauen, was hier jetzt zu tun ist und was notwendig ist“, sagte Scholz. „Alle können sich darauf verlassen, dass das im besten Sinne geschieht.“ Eigentlich wollte der Bundeskanzler das Saarland am Samstag unter anderen Umständen besuchen. Geplant war eine Veranstaltung der SPD in Saarbrücken zur Europa- und Kommunalwahl am 9. Juni. Der Termin wurde abgesagt.

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Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) besuchte am Samstagnachmittag die Hochwassergebiete im Kreis Südwestpfalz. „Obwohl Überflutungen in vielen Regionen zu schweren Schäden geführt haben, sind nach jetziger Erkenntnis keine Menschen zu Schaden gekommen. Das ist das Wichtigste“, sagte Dreyer. Begleitet wurde sie vom rheinland-pfälzischen Innenminister Michael Ebling (SPD) und Umweltministerin Katrin Eder (Grüne).

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In einigen Regionen steigen die Pegel wieder

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Am Vormittag zeigte sich ein geteiltes Bild, was die Hochwasserlage betrifft. Im Regionalverband Saarbrücken stagnieren die Pegelstände seit ein Uhr nachts. Im Norden (nahe Trier) und Süden (nahe Zweibrücken) des Saarlandes stiegen jedoch die Wasserstände am Mittag stellenweise wieder. Der Kreis Merzig-Wadern gab eine Hochwasserwarnung heraus, der Anstieg der Saar sei durch seine Zuflüsse schwer zu kalkulieren. In Blieskastel (Saarpfalz-Kreis) steigt der Pegel des Flusses Blies. Der Höchststand wurde für Samstagmittag erwartet. Die Überflutung der Altstadt droht. Laut SR sind 300 Menschen im Einsatz, um das Wasser mit Sandsäcken fernzuhalten.

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In anderen Orten wie Ottweiler (Landkreis Neuenkirchen) brach der Notruf zusammen. Die Lage dort wurde von Verantwortlichen als „sehr akut“ beschrieben. „Wir haben hier eine Großschadenslage“, sagte der Landrat des Landkreises Neunkirchen, Sören Meng, in einem Video auf Facebook. „Die Folgen für den Landkreis sind sehr groß. Es sind fast alle Städte und Gemeinden betroffen.“ Aus Völklingen hieß es, es gebe noch keinen Überblick über die Schäden, diese gingen aber in die Millionen. Im Saarland sind zahlreiche Straßen gesperrt, der Bahnverkehr ist stark eingeschränkt. Von Reisen wird abgeraten.

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Die Polizei war bis zum frühen Morgen zu 1000 Einsätzen im gesamten Land gerufen worden, die Feuerwehr zu knapp 3000. Eine Frau wurde am Morgen bei einer Rettungsaktion in Saarbrücken verletzt. Sie war ins Wasser gefallen und musste anschließend im Krankenhaus behandelt werden. Ansonsten gab es nach Angaben des Lagezentrums bis zu diesem Zeitpunkt keine Verletzten. Ministerpräsidentin Rehlinger äußerte darüber große Erleichterung.

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Anhaltender Dauerregen hatte Überflutungen und Erdrutsche ausgelöst, die erhebliche Schäden verursachten. Besonders am Freitagnachmittag und in die Nacht hinein stiegen die Pegel in hohem Tempo. Nach Angaben des Landesamtes für Umwelt handelt es sich um ein Hochwasser, wie es alle 20 bis 50 Jahre auftritt.

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Auch im benachbarten Rheinland-Pfalz, besonders in der pfälzischen Kleinstadt Zweibrücken, stieg der Hochwasserpegel, die Innenstadt wurde abgeriegelt und der Strom sicherheitshalber abgestellt. Es kam zu hunderten von Feuerwehreinsätzen. Betroffen waren auch die an das Saarland grenzenden Regionen auf französischer Seite.

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Wie auch beim Auftritt mit dem Bundeskanzler war Ministerpräsidentin Rehlinger das Signal wichtig, dass „niemand im Regen stehen“ gelassen werde. Noch in der Nacht zu Samstag, um 23.30 Uhr, schaltete sich der Ministerrat der saarländischen Landesregierung zu einer virtuellen Sitzung zusammen. Ohne die Berichte aus den Landkreisen abzuwarten, hieß es in einer Mitteilung, habe man beschlossen, dass es sich um ein „überörtliches Ereignis handelt”. Auf diese Weise soll es kurzfristig möglich sein, aufgrund der Elementarschadenrichtlinie des Landes Hilfen an die Betroffenen zu zahlen.

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„Viele Saarländerinnen und Saarländer bangen um ihre vier Wände und ihr Hab und Gut oder haben bereits starke Schäden zu beklagen“, sagte Rehlinger in der Nacht. „Es kann jetzt noch niemand Summen nennen, das Signal ist: Die Landesregierung hilft!“ Innenminister Reinhold Jost (SPD), sagte: „Landesregierung und Kommunen stehen zusammen – wie das ganze Saarland.“