Rishi Sunaks britischer Unterhauswahlkampf droht Rekorde zu brechen: in Aussicht steht nicht nur die schwerste Niederlage für seine konservative Partei seit mehr als einem Jahrhundert, sondern auch eine Wahlkampagne mit der Höchstzahl selbst verschuldeter Pannen.

Die jüngste Selbstverstümmelung verantworten zwei parlamentarische Wahlkreiskandidaten sowie der Kampagnenchef der Parteizentrale und ein Sicherheitsbeamter. Sie haben bei einem Internet-Wettbüro auf den 4. Juli als Wahltermin gewettet – einen Tag bevor Sunak selbst überraschend jenes Datum als Wahltag bekannt gab.

Nach den Regeln, die im Wettgeschäft in Großbritannien gelten und die von der Glücksspiel-Kommission überwacht werden, kann die Nutzung von Insiderinformationen bei Wettgeschäften mit Geldstrafen und mit bis zu zwei Jahren Gefängnis geahndet werden. In diesem Falle drohen jedoch nicht nur den mindestens vier eingeweihten Wettkönigen unschöne Konsequenzen, sondern der gesamten Partei.

Wegen Wettleidenschaft beurlaubt

Denn erstens ist der Organisationschef der konservativen Wahlkampagne, Tony Lee, als Folge seiner Wettleidenschaft nun einstweilen beurlaubt worden – was der Ablösung eines kommandierenden Generals mitten in der Schlacht gleichkommt.

Zweitens beleben die bislang bekannten Fälle die schon lange existierenden Vorurteile über die Konservativen wieder, wonach diese Partei und ihre Stammwähler eine herzlose, nur an der Mehrung eigenen Wohlstands interessierte Bande seien, die sich um das soziale Wohlergehen des Landes nicht scherten.

Der hilflose Premierminister und Parteichef Rishi Sunak äußerte seine Verzweiflung über die Eigentore seines Teams am Donnerstagabend: Er sei „unglaublich verärgert, unglaublich verärgert“ – durch die Wiederholung versuchte er wenigstens die Glaubwürdigkeit seines Frusts zu steigern.

Währenddessen illustrierte der Labour-Anführer Keir Starmer gezielt die habgierige Anmutung der Konservativen: Einige Politiker glaubten eben offenbar, dass Geldscheffeln und selbstgerechte Ansprüche den Sinn des Politikerdaseins darstellten. Deswegen werde es Zeit, dass die Labour-Partei in die Regierungsverantwortung zurückkehre, so Starmer.

Plötzlich schoss das Wettvolumen in die Höhe

Die Daten des Online-Wettbüros, die am Freitag in britischen Zeitungen veröffentlicht wurden, legen die Vermutung nahe, es könnten noch weitere enge Mitstreiter des Premierministers versucht gewesen sein, ihre Kenntnis von dessen Terminplanung in eine Nebeneinnahme umzumünzen.

Am Tag vor der überraschenden Bekanntgabe der Parlamentsauflösung und der beabsichtigten Unterhauswahl am 4. Juli, am 21. Mai also, schoss das Wettvolumen für dieses Datum um ein Vielfaches nach oben.

The amounts bet may not be impressive, but the increase on the day before the election date was announced is striking. While in the days before, bets totaling a maximum of 235 or 350 euros were placed on July 4th – the prevailing expectation in Great Britain was that the election would take place in the autumn – on May 21st, bets totaling almost 3,200 euros were suddenly placed.

The Daily Telegraph newspaper quoted an expert as saying that the cluster was “suspicious but not inexplicable”. There was also public speculation among high-ranking Conservative party members at the time that the election date might be brought forward.

Election campaign breakdowns

The mishaps that have plagued the ruling Conservatives' election campaign began with the announcement of the date itself, which the Prime Minister made in the pouring rain in front of the black-painted door of 10 Downing Street. This invited all sorts of obvious metaphors.

The same was true of Sunak's subsequent appearance in Belfast in front of the museum that commemorates the transatlantic liner Titanic. The ship was built there more than a century ago, but its name does not stand for a symbol of British engineering, but for a disaster that sank in the Atlantic.

The next mishap caused by Sunak also involved an amphibious operation. He left the 80th anniversary commemoration of the Allied landings in Normandy early to give a campaign interview to a television station back home in London.

Instead, Foreign Secretary Lord Cameron took the place next to the French and American presidents and the German Chancellor. Sunak may have thought the lengthy symbolism of the many commemorations was a waste of time. Instead, he was accused of not being a patriot. Even a quick, clear apology from the Prime Minister for his behavior the following morning did not help.

In the meantime, Sunak's party has slipped so sharply in the opinion polls – Labour is currently predicted to have a majority of up to 200 seats – that the Conservatives are drawing hope from the predicted catastrophe: the calculation is that the voters themselves might not want such a dramatic defeat in the end.