Größere Erfolge der niederländischen Nationalmannschaft sind fast immer verbunden mit großen Stürmern oder Mittelfeldspielern, die gerne auch mal stürmten. Johan Cruyff, später Ruud Gullit, Marco van Basten, Ruud van Nistelrooy oder zuletzt Robin van Persie, der Rekordtorschütze, und Arjen Robben. Weniger mit großen Verteidigern, obwohl es die natürlich auch gab in der Fußballgeschichte des Landes.

Hinreißendes Offensivspiel ist aber so etwas wie eine Verpflichtung für die Elftal, das weiß auch Ronald Koeman, der ehemalige Defensivspezialist jener Mannschaft, die 1988 bei der EM den bisher einzigen Titel für das Land holte. „Wir sind Niederländer, wir müssen schön spielen und Angriffsfußball zeigen“, sagte der Bonds­coach nach dem Einzug ins EM-Viertelfinale in Berlin, wo die Elftal an diesem Samstag auf die Türkei trifft. Sein Gesichtsausdruck ließ allerdings vermuten, dass er dem bedingt zustimmen wollen würde, weil schön eben nicht immer auch erfolgreich bedeutet.

Das Problem der Niederlande ist aber, dass die Mannschaft bis zum 3:0-Sieg gegen Rumänien im Achtelfinale am Dienstag weder schön noch besonders erfolgreich spielte und die Gruppenphase mit einer Niederlage gegen Österreich beendete. Aus diesem Spiel, sagt Cody Gakpo, „haben wir unsere Lehren gezogen“.

Dazu gehören ein paar kleinere Umstellungen mit Xavi Simons als zusätzlichen Mittelfeldspieler auf dem Platz und die Zielstrebigkeit von zwei Stürmern, die ihren manchmal zu verspielten Mannschaftskollegen ein bisschen Anschauungsunterricht erteilten. Gakpo tat dies in München wie früher in gleicher Arena Arjen Rollen, nur von der anderen Seite, er zog von links nach innen und schloss ab zum frühen und erlösenden 1:0.

Ruf des Turnierspielers

Vor EM-Beginn standen Memphis Depay oder Xavi, Spieler, die das Spektakel lieben, mehr im Mittelpunkt als Gakpo, der ein schwieriges Jahr beim FC Liverpool hinter sich hat. In der ersten Saisonhälfte kam er unter Trainer Jürgen Klopp nicht regelmäßig zum Einsatz. Erst im Frühjahr lief es besser. „Manchmal hat man einen schlechten Lauf, solche Momente und Phasen gehören dazu“, sagte der 25-Jährige, der im Januar 2023 seinen Heimatklub PSV Eindhoven verließ, um in der Premier League den nächsten Karriereschritt zu versuchen. In Liverpool hat er es aber mit hochkarätiger Konkurrenz zu tun.

Zuvor hatte Gakpo eine sehr ordentliche WM in Qatar gespielt, war mit drei Treffern der erfolgreichste Schütze seiner Mannschaft gewesen. Auch bei dieser EM hat er bereits dreimal getroffen, steht mit Jamal Musiala und zwei Spielern, die nicht mehr im Turnier sind, an der Spitze der Torschützenliste. Weil er die Hälfte seiner Tore in 28 Länderspielen bei einer Endrunde erzielte, erwarb er sich den Ruf eines Turnierspielers. Für Koeman ist er trotz der schwierigen Saison in England „sehr wichtig“, weil er ballsicher sei und körperlich spiele. „Er ist einer der Spieler mit besonderen Qualitäten, und zum Glück macht er in solchen Momenten den Unterschied aus.“

Zwei Männer, drei Tore: Die Niederländer Donyell Malen und Cody Gakpo (sitzend) feiern einander.
Two men, three goals: Dutchmen Donyell Malen and Cody Gakpo (seated) celebrate.Reuters

If there was one thing to criticise in this game, Koeman said, it would be the lack of effectiveness. “It took us too long to make it 2-0.” Donyell Malen was only in front of goal in the final phase when Gakpo elegantly made his way through and crossed the ball. Shortly afterwards, the Borussia Dortmund striker also completed a simple solo run through the middle of the field. “The relief after my goal was great, because in games like this you never know. If you don’t take advantage of the opportunities, crazy things can happen,” said Malen.

“That is the level”

His story at this European Championship is also a bit like that of his team. Like the striker, Elftal also had no success in the group stage, then made a misstep against Austria, his own goal started the defeat, which earned the team a lot of criticism at home in the Netherlands. Koeman left Malen out of the starting eleven on Tuesday because he had been weak until then, preferring Steven Bergwijn, who was not fully fit physically, but he had to change after the break. Malen took the opportunity to recommend himself for the action against Turkey on Saturday.

“This is the level we have to play at,” said Koeman, looking ahead to the quarter-finals. He was not just referring to Malen, but to the entire team. Consistency has not been the Dutch's greatest strength at this European Championship. These fluctuations do not surprise Gakpo. After his return as Bond coach at the beginning of 2023, Koeman tried out a new style of play, and a new coach also has to get used to. “That takes time,” says the striker. “There are still pieces of the puzzle missing, but they are only just coming.” Tuesday's game “was already a small statement.”

The Bond coach, on the other hand, is already two steps ahead mentally. “If we concede, we won't make it to the final,” he said. But first his team must prevail against Turkey in the quarter-finals. A team that fights with as much passion as the Romanians did in this tournament, but with greater individual quality. It is probably best to avoid too many frills. And it is better to play with a purpose.