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Europa hat ein neues Problem. Lange Zeit schien es undenkbar, dass die Länder in NATO und EU von Raketen überflogen werden könnten. Polen macht jetzt diese Erfahrung. In den vergangenen 16 Monaten sind drei russische Raketen, sechs Meter lange Marschflugkörper, nachts über polnisches Gebiet geflogen.

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Die erste kam über Belarus und flog etwa 350 Kilometer nach Westen, grob gesagt in Richtung Berlin. Nahe der Stadt Bromberg (Bydgoszcz) stürzte sie in einem Wald ab, wo sie Monate später von einem Spaziergänger gefunden wurde. Die anderen näherten sich über dem Nordwesten der Ukraine der polnischen Grenze und überquerten diese etwa in Höhe der Stadt Zamość. Eine war gut drei Minuten im Land, wendete dann und steuerte wieder die Ukraine an. Die andere war 39 Sekunden lang über Polen. Beide flogen offenbar Ziele um die ukrainische Großstadt Lemberg an.

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Wer mehr wissen will, kann in Warschau bei der Armeeführung anklopfen. Im Stadtteil Bemowo befindet sich ein kleiner Flugplatz, in der Nähe liegt das „Operative Kommando“ der Streitkräfte. Auf einem Sportplatz dehnen junge Männer ihre Muskeln, dahinter funktionale Gebäude. Hier empfängt Oberst Sebastian Kaczmarzyk. Er ist 50 Jahre alt und Chef der polnischen Luftabwehr. Zu seinen Waffen gehört seit Kurzem eine Patriot-Raketenbatterie, die Polen nahe seiner Hauptstadt aufgestellt hat.

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Als die erste Rakete nach Polen flog, regierte dort noch die rechte PiS-Regierung. Sie hielt nicht viel von Transparenz, und so rankten sich um den Fund im Wald allerlei Gerüchte. Wie kann es sein, dass ein Flugkörper auf den Radaren auftaucht, dann aber verloren geht?

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Steckt ein Drohmanöver dahinter?

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Oberst Kaczmarzyk erklärt, wie schwierig es sei, bei schlechtem Wetter eine tief fliegende Rakete über lange Zeit zu verfolgen. Dass sie so weit nach Polen hineingeflogen sei, könne verschiedene Gründe haben: „Sie kann zum Beispiel fehlerhaft programmiert worden sein, oder es ist während des Fluges eine Panne aufgetreten.“

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Die Raketen zwei und drei sind offenbar in der Westukraine eingeschlagen. Wenn sie dorthin zielten, warum sind sie dann Umwege über Polen geflogen? Fehler? Drohmanöver? Oberst Kaczmarzyk hat auch auf diese Fragen eine Antwort.

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Er nimmt eine Landkarte zur Hand und sagt: „Viele russische Raketen werden 1500 Kilometer vom Ziel entfernt weit im Osten abgeschossen. Sie fliegen in großem Bogen Richtung Nordwestukraine, versuchen dabei, Abwehrstellungen der Ukrainer auszuweichen, und müssen am Ende die Kurve kriegen, um das Ziel zu treffen.“ Unter Einfluss von Wind und Wetter könne diese Kurve mal mehr, mal weniger weit nach Polen hineinreichen. „Es ist also schwer, hier Thesen aufzustellen über eine bestimmte Intention der Russen.“

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400 Kilo Sprengstoff in einer Rakete

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Jetzt die spannende Frage: Wenn Polen in Grenznähe Abwehrraketen stationiert hat, wenn außerdem bei großen Angriffswellen gegen die Ukraine polnische und amerikanische Flugzeuge aufsteigen, mit Abwehrraketen bestückt, warum hat man Rakete Nummer drei, als sie Polen überflog, nicht einfach abgeschossen?

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Diese Frage wurde heftig diskutiert. Der polnische Staatssekretär Andrzej Szejna sagte, es werde analysiert, ob „solche Raketen, wenn sie sehr nah an der Grenze des Bündnisses sind, abgeschossen werden sollten“. Litauens Außenminister Gabrielius Landsbergis forderte ein klares Signal: den Abschuss, wenn NATO-Gebiet verletzt wird. „Wenn wir das noch einmal geschehen lassen, klingt das sonst wie eine Einladung.“

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Der Oberst antwortet: „Die Rechtslage erlaubt uns den Abschuss. Aber wir müssen viele Faktoren berücksichtigen. Eine solche Rakete, das sind zwei Tonnen, davon etwa 400 Kilo Sprengstoff. Unsere Abfangrakete wiegt Hunderte Kilo. Im Falle eines Treffers kommt das alles runter, und niemand kann sagen, wo.“

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Wenn man am Radar die Rakete verfolge und sehe, „dass sie in Polen keine menschlichen Siedlungen oder Objekte der kritischen Infrastruktur ansteuert“, sei es unter Umständen besser, nichts zu tun. „Wir können nicht einfach erklären: Die nächste Rakete schießen wir ab oder schießen wir nicht ab. Jeder Fall muss für sich entschieden werden.“

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Kaczmarzyk spricht nüchtern und präzise wie ein Physiklehrer. Er sagt: „Wir bereiten uns ein Leben lang auf diese Fälle vor, und dann müssen wir binnen Minuten oder Sekunden entscheiden.“