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Man merkt, dass wieder Wahlen anstehen, aus den Klatschblättern strahlen uns gehäuft Politiker an. „Bild am Sonntag“ zum Beispiel hat Friedrich Merz’ Ehefrau Charlotte interviewt und als Überschrift gedruckt: „Bei mir war es Liebe auf den ersten Blick“ – bei der CDU war das ja ein wenig anders. Und weil man vom Interview so begeistert ist, dreht „Bild“ die Sache anderntags weiter, schwadroniert vom „Charlotte-Effekt“ und schwärmt online: „CDU-Chef plötzlich sympathisch“. Ja, hätte seine Frau sich denn nicht viel früher zu Wort melden können?

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Wobei sie ganz so außergewöhnliche Dinge gar nicht sagt. Eher Dinge wie: „Sonntags holt er mit dem Fahrrad die Brötchen.“ Erstaunen kann so was doch nur Leute, die meinen, dass Merz auch das mit seinem Privatflieger erledigt. Wir würden jedenfalls nicht so weit gehen wie „Bild“, die fragt: „Trägt Merz’ Ehefrau ihn ins Kanzleramt?“ Als ob er dort nicht allein hingelangen könnte. Wie gesagt: Privatflieger.

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Barley und der Baum

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Mit „Bunte“ plaudert die SPD-Frau Katarina Barley über ihre Liebe zum Basketballtrainer Marco van den Berg, über den sie sagt: „Er ist ein Mann wie ein Baum. Aber dieser Baum redet und lacht viel.“ Das freut uns für sie, es gibt ja auch andere Beispiele von Männern, die wie Bäume sind: vielleicht nicht so gut gewachsen und schon ohne Blätter, doch überaus schweigsam. Damit aber nicht genug der Analogien. „Durch Marco verstehe ich alle Feinheiten dieser Sportart, in der wir Weltmeister sind“, sagt Barley über Basketball. „Es ist wie Schach.“ Ja klar, außer dass man Schach zu zweit spielt. Und dass da kein Ball dabei ist. Und dass ein Schachspiel nicht aus vier Vierteln besteht. Und dass es keine Trikots gibt und keine Auswechselspieler und viele andere Dinge, aber abgesehen davon ist Basketball exakt so wie Schach.

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Das Paar pflegt aber noch andere Zeitvertreibe. „Manchmal sitzen wir auf dem Sofa und lesen“, erzählt Barley. „Und Marco spürt sofort, wenn sich meine Stimmung verändert. Er kann mich lesen.“ So also sieht ein Leseabend im Hause Barley/van den Berg aus: Beide sitzen auf dem Sofa, sie liest ein Buch und er liest sie.

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Dieser Text stammt aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.


Eher unfreiwillig in „Neue Post“ taucht Olaf Scholz auf, den Fotografen im Urlaub vor dem Nudelregal eines Sylter Feinkostladens abgelichtet haben. „Unser Landeslenker, im lässigen Wochenend-Look, wirkt von all den Teigwaren herrlich überfordert“, freut sich „Neue Post“. „Sein Blick schweift zwischen Penne, Spaghetti und Fusilli hin und her.“ Wir finden diese Sicht gerade in Zeiten hoher Politikverdrossenheit sehr sympathisch und möchten an das Wahlvolk appellieren, künftig ebenfalls gnädiger zu urteilen. Wenn Scholz’ Blicke wieder einmal nervös zwischen Lindner und Habeck hin- und herschweifen, könnte es sich freuen: Mal wieder herrlich überfordert, unsere Ampelregierung.

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Maulwürfe fliegen nicht

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Doch wer wäre das nicht ab und zu? „Bild“-Briefeschreiber Franz Josef Wagner widmet sich den Last-mi­nute-Toren des Bundesliga-Champions: „Liebes Leverkusen, bitte keine Wunder mehr. Flüsse fließen nicht aufwärts, Maulwürfe können nicht fliegen, die Erde dreht sich nicht um die Sonne, Tote erwachen nicht, Gräber bleiben zu.“ Moment mal: Die Erde dreht sich nicht um die Sonne? Neidvoll müssen wir anerkennen, dass Wagner bei „Bild“ einen Status erreicht hat, in dem er nicht mal mehr redigiert wird. Das ist bei uns leider anders, uns wird jeder Unfug gnadenlos rausgestrichen, wobei, versuchen wir’s doch mal: Draußen vorm Fenster fliegt gerade ein Maulwurf vorbei, ein stattliches Exemplar.

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Damit ja nichts schiefgeht, hält sich „Let’s Dance“-Moderatorin Victoria Swarovski streng an Rituale: „Ja, ich bin recht abergläubisch und sage immer: Bloß nichts anders machen! Ich esse zum Beispiel seit Jahren am Showtag immer gebratenes Hackfleisch mit Gemüse.“ Sie sollte es trotzdem stattdessen mal mit, zum Beispiel, gebeiztem Lachs probieren, vielleicht würden dann auch die letzten Kritiker verstummen.

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Hackbraten vor der Show: Victoria Swarovski
Meatloaf before the show: Victoria Swarovskidpa

Besser nichts gesagt hätte „Die Aktuelle“, die ihren Lesern folgende Titelstory vorsetzt: „Hape Kerkeling – Die traurige Wahrheit! Nichts ist mehr so wie vorher . . .“ Dass Kerkelings Mutter sich 1973 das Leben nahm, was er 2014 in seiner Autobiographie erzählte, die 2018 verfilmt wurde, das hat „Die Aktuelle“ offenbar erst jetzt mitgekriegt. Nächste Woche dann die Titelstory: „Traumhochzeit – Charles und Di haben Ja gesagt“.

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Noch mal heiraten möchte Richard „Mörtel“ Lugner. Diese seine sechste Hochzeit sehe er erst als seine dritte, berichtet „Bild“. „Denn: Eine sei mit einem anderen Mann durchgebrannt, die dritte Ehefrau nach einer Schönheits-OP gestorben.“ Womit dann offenbar auch die Ehe nicht mehr zählt. Besagte andere Frau, erzählt Lugner dann noch, habe ihm ein Geschäftsmann ausgespannt: „Irgendwann hat er mich dann gefragt, ob er sich meine Frau für eine Weltreise borgen könne, sie sei so gut in Geographie.“ Raffiniert. Passen Sie, liebe Leser, also gut auf, wenn jemand mit Ihrer Frau eine Nacht verbringen möchte – da sie so gut in Astronomie sei.

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